Platz für die vergessene Mehrheit. Artikel der Dill- Post vom 9. September

Beitrag vom 09.09.2016

Dillenburg- Oberscheld/Wetzlar
Das Wohnheim "Caruso" in Oberscheld betreut Sucht und psychisch Kranke.
1,7 Millionen Euro soll das  Wohnheim an- umgebaut werden.
 
Die Einrichtung bietet 28 Plätze, davon 24 in Doppelzimmern. Das soll sich ändern.
Der Träger des Wohnheims, der Verein "Aktives Leben im Alter" will an und umbauen und so mehr Einzelzimmer schaffen und die Wohnqualität verbessern.
 
Das Teilen eines Zimmers über Jahre mit einem anderen kranken Menschen führe zuProblemen, erklärt Wohnheimleiter Rainer Zech. Einzelzimmer seien besser. Dennn jeder Mensch brauche einen Raum für sich. Und weiter: Suchkranke und psychisch Kranke verlören ihr soziales Umfeld.Über Jahre breche der Kontakt zu Partnern und Familien weg.
Das führe zu sozialen Folgeschäden;sie hätten probleme im Umgang mit anderen Menschen. Ziel im Haus "Caruso" sei es: so viele der kranken Menschen wie möglich in die Selbstständigkeit zurückzubringen. Das sei aber nur bei einem Teil der Menschen möglich. Die anderen müssten ein Leben lang in einem Heim wohnen.
 
Norbert Schmitt vom Gesundheitsamt des Lahn- Dill- Kreises sagt: "ich bin heilfroh, dasswir diese Einrichtung haben. Menschen, die fast mit einem Bein im Sarg stehen, erhalten hier wieder eine Perpektive." Für das Bauprojekt hat der Trägerverein rund 1,7 Millionen Euro veranschlagt und ein benachtbartes Grundstück von der evangelischen Kirch für 75 Jahre gepachtet. Der Finanzplan für den An- und Umbau sieht so aus: 20 Prozent eigenes Geld, 489 000 Euro vom Land Hessensowie der Rest vom Landeswohlfahrtsverband (LWV).
 
Der Bauantrag sei vor acht Wochen gestellt und der Zuschuss beim Land beantragt worden, sagt Hans- Jürgen Moser, Geschäftsführer des Trägervereins.  Aus rechtlichen Gründen muss dieser Antrag über den Lahn- Dill- Kreis eingereicht werden. Das bedeutet wiederum: Der Kreistag muss die Kreisverwaltung dazu beauftragen.

Deshalb haben sich die Kreistagsabgeordneten am Mittwoch in der Sitzung des Kreis- Sozialausschusses über das Haus "Caruso" und das geplante Bauvorhaben, informieren lassen. Und sie haben einstimmig signalisiert, dass sie dem Antrag in der Kreistagssitzung am Montag (12. September) zustimmen wollen."Gibt es eine Warteliste für die Plätze im Wohnheim?", wollte wollte Kreistagsabgeordnette Regina Beimborn wissen. Wohnheimleiter Zech: "die gibt es. Und sie ist Leider größer, als man denkt."

Zur Einordnung erklärte Zech: Man gehe davon aus, dass etwa ein Prozent der Bevölkerung erkrankt sei. Das wären im Lahn- Dill- Kreis 2500 Menschen. Davon die Hälfte seien chronisch mehrfach geschädigte Abhängige (CMA). Zech spricht von der "vergessenen Mehrheit". Laut einer Erhebung wären für sie 40 bis 50 Wohnheim- Plätze angebracht. Warum das Wohnheim in Oberscheld dann keine Erweiterung plane, hackte Kommunalpolitikerin Beimborn nach. Das ist nach Angaben von Hans- Jürgen Moser eine politische Entscheidung. Der LWV wolle den Schwerpunkt nicht auf eine stationäre Betreuung, sondern eine Betreuung in Wohngruppen legen.
 
Quelle: Tageszeitung Dill Post
Artikel von: Jörgen Linker
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